2022

Die Situation
der Teilbranchen

Die Nichteisen-Metallindustrie im Detail: Die NE-Metallindustrie umfasst die Metalle Aluminium, Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Magnesium, Zinn, Selten- und Edelmetalle und gliedert sich in die Produktionsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung, Guss und Feuerverzinkung.

Aluminiumindustrie – extrem hohe Preise für Strom und Erdgas führen 2022 zu erheblichen Produktionsdrosselungen bei Primäraluminiumhütten

Die deutsche Aluminiumindustrie beschäftigte 2022 annähernd 39.000 Erwerbstätige in rund 170 Unternehmen. Insgesamt verlief die Produktionsentwicklung für die meisten Bereiche der deutschen Aluminiumindustrie 2022 negativ. Besonders schwach war das vierte Quartal mit Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich. Lediglich die Teilbranche Verpackung war ausgenommen. Der gesamte Branchenumsatz belief sich 2022 auf knapp 23 Milliarden Euro, davon elf Milliarden Euro im Ausland. Das entsprach einer Ausfuhrquote von etwa 47 Prozent.

Im Gesamtjahr 2022 wurden von der deutschen Aluminiumindustrie ohne Remelter 814.000 Tonnen Rohaluminium produziert – 24 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Drastisch gestiegene Strom- und Erdgaskosten brachten insbesondere die energieintensiven Primäraluminiumhütten an die Grenze ihrer Wirtschaftlichkeit, so dass diese 2022 ihre Produktion deutlich um 33 Prozent heruntergefahren haben. Auch die Refiner hatten mit 16 Prozent einen großen Rückgang zu verkraften. Die Produktion der Remelter, deren Produkte im Wesentlichen im Halbzeugbereich weiterverarbeitet werden, sank mit sechs Prozent weniger stark auf 2,5 Millionen Tonnen. Weltweit wuchs die gesamte Produktion von Primäraluminium 2022 laut International Aluminium Institute, London, um zwei Prozent im Vorjahresvergleich auf 68,5 Millionen Tonnen. China allein stellte annähernd 60 Prozent davon her. Während die Fertigung in Europa (einschließlich Russland) um 6,3 Prozent auf sieben Millionen Tonnen und Nordamerika um 3,5 Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen zurückging, wurde die Produktion in China um 4,1 Prozent auf schätzungsweise 40,4 Millionen Tonnen und im restlichen Asien um zwei Prozent auf 4,6 Millionen Tonnen ausgeweitet.

Aluminiumrecycling schließt Rohstoffkreisläufe und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Rohstoffversorgung und zur nachhaltigen Entwicklung in der Aluminiumindustrie. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Anliegen der Aluminiumindustrie. Deutschland blieb 2022 wie in den Vorjahren Nettoexporteur von Aluminiumschrotten. 2022 lagen die Exporte zum neunten Mal in Folge über der Marke von einer Million Tonnen. Diese Menge blieb überwiegend in Europa, insbesondere in Italien, Österreich und den Niederlanden. Die Lieferungen nach China nahmen 2022 weiter um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12.000 Tonnen ab. Somit lag China nur noch auf Platz 18 unter allen Ausfuhrzielen für Aluminiumschrotte.

Auch die deutsche Produktion von Halbzeug aus Aluminium und Aluminiumlegierungen (erste Bearbeitung zu Walz-, Strangpressprodukten und Draht) musste nach einer vergleichsweise moderaten Entwicklung im Vorjahresverlauf bis September im Schlussquartal des vergangenen Jahres einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Insgesamt wurden im Jahr 2022 damit rund 2,6 Millionen Tonnen hergestellt – das ist vier Prozent weniger als 2021. Der größte Anteil an der Halbzeugfertigung entfiel auf die Walzwerke in Deutschland, die über ein Drittel der europäischen Walzproduktion ausmachten. Dabei verzeichneten die Hersteller von Walzprodukten und Strangpresserzeugnissen in etwa gleich starke Rückgänge um vier Prozent auf knapp zwei Millionen Tonnen beziehungsweise drei Prozent auf 590.000 Tonnen. Aktuell sorgt die schwache Nachfrage aus wichtigen Kundenbranchen, insbesondere dem Baugewerbe und dem Maschinenbau, für eine geringere Auslastung der Werke. Darüber hinaus ist ein starker Importdruck aus Ländern zu beobachten, in denen die Wettbewerber von deutlich geringeren Energiekosten profitieren.

Die Aluminiumweiterverarbeitung in Deutschland beschäftigte 2022 annähernd 12.000 Mitarbeiter in rund 50 Unternehmen und stellte insgesamt etwa 347.000 Tonnen her. Das Fertigungsvolumen stieg im Vorjahresvergleich um sechs Prozent. Während die Produktion von Folien und dünnen Bändern um neun Prozent auf 277.000 Tonnen stieg, sank die Fertigung von Pulver um zwölf Prozent auf 31.000 Tonnen. Die Ausbringungsmenge von Tuben, Aerosol‐ und sonstigen Dosen blieb mit 39.000 Tonnen nahezu unverändert. Der Umsatz der Aluminiumweiterverarbeitung lag bei 3,9 Milliarden Euro, davon wurden 1,9 Milliarden Euro auf ausländischen Märkten erwirtschaftet.

Produktion nach Produktionsstufen

Kupferindustrie: Baurezession bremst 2023 Nachfrage aus

In der deutschen Kupferindustrie waren 2022 über 15.000 Erwerbstätige in rund 60 Unternehmen beschäftigt und erzielten einen Umsatz von annähernd 21 Milliarden Euro, darunter etwa neun Milliarden Euro auf ausländischen Märkten. Die Exportquote lag mit 42,4 Prozent 1,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahr. Sorge bereiteten zudem die erhöhten Importe. Die Branche verbuchte im Jahr 2022 einen Produktionsrückgang von sechs Prozent gegenüber dem dynamischen Vorjahr auf 1,4 Millionen Tonnen. Zuletzt (Mai 2023) wurde die Produktion in 76 Prozent der Unternehmen durch Auftragsmangel beeinträchtigt. Maßgeblich hierfür ist zum Großteil die Rezession in der Bauindustrie. Materialknappheit spielte mit zehn Prozent der Antworten kaum noch eine Rolle. 19 Prozent klagten über Personalmangel, obwohl bereits 29 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit fuhren und 14 Prozent diese in den nächsten drei Monaten planten.

In der Rohmetallerzeugung ging beispielsweise die Produktion von Kupfergusslegierungen im Jahr 2022 deutlich um 14 Prozent auf 26.000 Tonnen zurück. Die Weltproduktion von raffiniertem Kupfer wuchs 2022 laut International Copper Study Group (ICSG) im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent auf 25,6 Millionen Tonnen. China erzielte eine neue Rekordproduktion von 11,1 Millionen Tonnen (plus 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Das waren 43 Prozent der Weltproduktion. Rohkupfer aus Russland, das zu annähernd 80 Prozent aus Erz erzeugt wird, kommt mit 975.000 Tonnen nur auf einen Anteil von unter vier Prozent an der Weltproduktion. Die weltweite Kupfernachfrage stieg 2022 um 3,4 Prozent auf 26,1 Millionen Tonnen. Nach dem erstmaligen Nachfragerückgang seit etlichen Jahren im Jahr 2021 steigerte China seinen Bedarf 2022 um 5,9 Prozent auf ein historisches Rekordniveau von 14,7 Millionen Tonnen und repräsentiert mittlerweile allein 56 Prozent des Weltbedarfs. Insgesamt entstand weltweit ein Produktionsdefizit von 428.000 Tonnen. Die globale Bergbauproduktion stieg 2022 um 3,1 Prozent auf 21,9 Millionen Tonnen.

Die Fertigung von Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen (erste Bearbeitung zu Bändern, Blechen, Stangen, Profilen, Rohren und Draht) sank im Jahr 2022 am Standort Deutschland insgesamt um fünf Prozent im Vorjahresvergleich auf 1,4 Millionen Tonnen. Darunter wies 2022 der bedeutendste Bereich, die Produktion von Walz-, Press- und Ziehprodukten aus Kupfer und Kupferlegierungen, mit 803.000 Tonnen ein Minus von fünf Prozent gegenüber einem hohen Vorjahresniveau auf. Die Produktion von Gießwalzdraht nahm ebenso um fünf Prozent auf 565.000 Tonnen ab. Die Pulverfertigung ging im selben Zeitraum auf annähernd 16.000 Tonnen zurück. Das entspricht einem Minus von zehn Prozent gegenüber dem Jahr 2021.

Blei-, Zink-, Nickel-, Zinn- und sonstige NE-Metallindustrie

Die deutschen Hersteller von Blei, Zink, Nickel, Zinn und sonstigen NE-Metallen wiesen im Jahr 2022 eine Produktion von 565.000 Tonnen aus – 16 Prozent weniger als im Jahr davor. Darunter ging die Erzeugung von Blei, Zink, Zinn und die Herstellung deren Legierungen im selben Zeitraum um 21 Prozent auf 398.000 Tonnen zurück. Hingegen stieg die Produktion der Hersteller von Halbzeug aus Zink, Nickel, Blei, Zinn und anderen NE-Metallen leicht um ein Prozent auf etwa 167.000 Tonnen.

Die globale Primärverhüttung von Zink lag 2022 mit 13,3 Millionen Tonnen gemäß International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) 3,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Im Verhältnis zur Verwendung ergab sich ein leichtes Angebotsdefizit von 164.000 Tonnen. Nach einem Rückgang der chinesischen Produktion um 0,8 Prozent auf 6,4 Millionen Tonnen lag Chinas Anteil an der globalen Produktion bei 48 Prozent. Russland spielte mit einem Anteil von 1,5 Prozent an der weltweiten Raffinadeproduktion nur eine unbedeutende Rolle. Die weltweite Verwendung sank um 3,9 Prozent gegenüber 2021 auf 13,5 Millionen Tonnen Davon wurden 48 Prozent in China nachgefragt. Die Weltminenproduktion ging 2022 um 2,5 Prozent auf 12,5 Millionen Tonnen zurück.

Der Weltmarkt für raffiniertes Blei und Bleilegierungen zeigte sich 2022 leicht unterversorgt. So überstieg die Verwendung des Metalls dessen Produktion um 144.000 Tonnen. Die Erzeugung sank um 1,7 Prozent auf 12,2 Millionen Tonnen. China versorgte sich mit einem Anteil an der Weltproduktion von 43 Prozent überwiegend selbst mit metallischem Blei und trat in Europa primär als Anbieter von weiterverarbeiteten Produkten wie Batterien auf. Nur wenig bedeutsam war der Anteil Russlands an der Weltproduktion von raffiniertem Blei in Höhe von 1,3 Prozent. Der Anteil an recyceltem Blei an der Gesamtproduktion belief sich in der Europäischen Union auf 87 Prozent und in China gerade einmal auf 46 Prozent. Die weltweite Minenproduktion verzeichnete 2022 ein Minus von 2,5 Prozent auf 4,4 Millionen Tonnen Bleiinhalt im Konzentrat.

Nichteisen-Metallgießereien blicken mit Unsicherheiten auf das Jahr 2023

Die deutsche NE-Metallgießerei-Industrie beschäftigte 2022 über 33.000 Erwerbstätige in annähernd 200 Unternehmen. Der Branchenumsatz lag bei rund acht Milliarden Euro. Die NE-Metallgießereien produzierten im Jahr 2022 insgesamt 810.000 Tonnen. Damit bewegt sich die Fertigung um zwei Prozent unter dem Vorjahresniveau. Darunter nahmen die Gussproduktion von Komponenten für den Fahrzeugbau und die Produktion für den Maschinenbau jeweils um etwa ein Prozent zu. Für sonstige Verwendungszwecke sind zehn Prozent weniger gegossen worden. Dabei betrug der Anteil von Komponenten für den Straßenfahrzeugbau im vorigen Jahr 78 Prozent. Der Einbruch während der Pandemie konnte nach wie vor nicht aufgeholt werden. Hinsichtlich dauerhaft niedriger Stückzahlen in der Automobilherstellung, ist dies auch auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Der Jahrestrend stimmte dennoch vorsichtig optimistisch. So schnitt das zweite Halbjahr mit einem Zuwachs von vier Prozent deutlich besser ab als die erste Jahreshälfte 2022, in der sechs Prozent weniger produziert wurde als im Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2022 lagen die Auftragseingänge insgesamt gut zwei Prozent unter dem Vorjahresniveau. Bei den Aluminiumgießereien sind die Bestellungen mit 716.000 Tonnen verglichen zum Vorjahr nur minimal gesunken (minus 0,2 Prozent). Die Magnesiumgießereien meldeten ein Auftragsvolumen von knapp 14.000 Tonnen, was einem Minus von etwa 15 Prozent entspricht. Die Gießereien, welche Kupferlegierungen verarbeiten, verbuchten mit 72.000 Tonnen ein Auftragsminus von annähernd drei Prozent. Die Aufträge bei den Zinkgießereien betrugen 26.000 Tonnen und sanken um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Exportvolumen lag im Jahr 2022 mit 106.000 Tonnen gut fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Auftragsreserven lagen Ende Dezember 2022 bei 181.000 Tonnen. Die Reichweite der Auftragsbestände sank somit auf 2,7 Monate. Zum Jahreswechsel hellten sich sowohl die Erwartungen als auch die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage der NE-Gießereien laut ifo-Institut auf. Beide lagen dadurch im Saldo der gut-schlecht-Bewertungen im positiven Bereich. Angesichts der allgemeinen konjunkturellen Entwicklungen ist ungewiss, wie lange sich dies halten wird. Vieles wird im Jahr 2023 darauf ankommen, ob Nachfrageimpulse für die zweite Jahreshälfte einsetzen oder die Auftragslage zum Problem wird.

Feuerverzinkungsindustrie: Bauwirtschaft trübt Aussichten 2023 ein

Die Umsätze der deutschen Feuerverzinkungsindustrie als wichtiger Zinkanwender legten im Jahr 2022 aufgrund starker Zinkpreisanstiege zweistellig zu, obwohl die Verzinkungstonnage rückläufig war. An das Jahr 2023 haben Deutschlands Feuerverzinker aufgrund der hartnäckigen Baurezession eher gedämpfte Erwartungen. Die Anzahl der Beschäftigten blieb im Jahr 2022 mit etwa 4.800 Erwerbstätigen in den annähernd 140 Verzinkereien im Vorjahresvergleich stabil. Verwendet werden die Produkte der Branche in den Bereichen Bauwesen (51 Prozent), Industrieausrüstung (12 Prozent), Fahrzeug/Transport (12 Prozent), Straßenausstattung (7 Prozent), Gartenbau/Landwirtschaft (6 Prozent) und Sonstige (12 Prozent).

Oliver Eisenberg, Leiter Marktanalyse & Wirtschaft, Kupferverband e.V.

Veröffentlicht im November 2023