2022

Die deutsche Nichteisen- Metallindustrie

Die gesamte Branche im Fokus: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Hintergründe der Nichteisen-Metallindustrie

Eckdaten der deutschen Nichteisen-Metallindustrie 2022


In den Monaten Februar, Mai, August und November erhalten Sie im Quartalsbericht jeweils ein Update über die konjunkturelle Entwicklung in unserer Industrie.

Beschäftigungsaufbau 2022 folgte zwei Jahren mit rückläufiger Beschäftigung

Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie beschäftigte 2022 mehr als 106.000 Arbeitskräfte in rund 620 Unternehmen. Das waren im Jahresdurchschnitt 1,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einschließlich der von der NE-Metallindustrie abhängigen Arbeitsplätze bei Industrielieferanten und -dienstleistern betrug die Beschäftigungswirkung ca. 245.000 Erwerbstätige. Ende 2022 wurde die Produktion von 37 Prozent der Unternehmen aus der NE-Metallindustrie durch Engpässe beim Personal beeinträchtigt. Kurzarbeit spielte zu diesem Zeitpunkt kaum eine Rolle, wurde jedoch von zehn Prozent der Befragten in den nächsten drei Monaten geplant.

106.000

Beschäftigte*

Beschäftigte

Produktionsrückgang 2022

Die metallerzeugenden und -verarbeitenden Unternehmen erwirtschafteten 2022 eine Produktion von 6,5 Millionen Tonnen (minus 7,8 Prozent gegenüber 2021). In besonders energieintensiven Teilbranchen wie der Metallerzeugung haben die extrem hohen Preise für Strom und Erdgas zu erheblichen Drosselungen und zum Teil Stilllegungen der Produktion geführt. Sorge bereiteten die erhöhten Importe, während gleichzeitig die Ausfuhrquote im Vorjahresvergleich auf 46 Prozent sank. Im zweiten Halbjahr wurden zunehmend fehlende Aufträge beklagt. Materialknappheit zeigte sich vor allem in einem Mangel an Ersatzteilen und nur gelegentlich in Lieferproblemen auf der Vormaterialseite.

87 Prozent des Absatzes blieben in der Europäischen Union

Der Umsatz der NE-Metallindustrie lag 2022 insgesamt bei 75,7 Milliarden Euro. Davon erzielte die Branche 87 Prozent (66,0 Milliarden Euro) in der Europäischen Union. Allein 54 Prozent (knapp 40,7 Milliarden Euro) des Umsatzes entfielen auf das Inland, dem größten Absatzmarkt. Das heißt annähernd 35,1 Milliarden Euro wurden im Ausland verdient. Das entsprach einer Exportquote von 46 Prozent.

75,7

Umsatz (Mrd. €)

35,1

davon Ausland (Mrd. €)

Absatzmärkte für Rohmetall und Halbzeug 2022

Zeitenwende: Deutschland war 2022 erstmalig Nettoimporteur von Halbzeug

Seit vielen Jahren war Deutschland Nettoexporteur von Halbzeug. Erstmalig übertrafen 2022 die Einfuhren die Ausfuhr von Halbzeug, wenngleich auch nur um weniger als 2.000 Tonnen. Maßgeblich hierfür waren sowohl ein Anstieg der Importe um zwei Prozent auf 2,322 Millionen Tonnen, als auch ein beträchtlicher Rückgang der Exporte um acht Prozent auf 2,320 Millionen Tonnen. Weiter ist Deutschland seit etlichen Jahren nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Mit anderen Worten: Deutschland führt erheblich mehr Rohmetall ein, als es davon exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Lieferungen wichtiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlichen Seltenmetallen aus dem Ausland wider. Der Rohmetallimport stieg 2022 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr auf vier Millionen Tonnen. Hingegen ging der Export von Rohmetall um zehn Prozent auf 939.000 Tonnen zurück.

Außenhandelssalden 2022

NE-Metalle werden gebraucht, nicht verbraucht.

Endproduktbezogene Recyclingquoten (End of Life) liegen zum Beispiel für Aluminium, Kupfer und Zink aus dem Baubereich sowie für Blei aus Altbatterien bei rund 95 Prozent und für Aluminium aus dem Verpackungsbereich bei 93 Prozent. Getränkedosen aus Aluminium werden sogar zu 99 Prozent wiederverwertet. Die wiedergewonnenen Metalle dienen den Recyclinghütten, den Gusslegierungsherstellern, der Halbzeugindustrie (erste Bearbeitung) und den Herstellern von Gussteilen als Rohstoff. In der Rohmetallerzeugung – also mit Bezug auf die verwendeten Einsatzstoffe – beläuft sich die Recyclingquote auf etwa 50 Prozent. Eine sichere Verfügbarkeit nachhaltig gewonnener Erze und Konzentrate sowie Schrotte ist Voraussetzung für die Produktion von Rohmetall und Halbzeug am Standort Deutschland.

Recyclingquoten (End of Life)

Das Börsenhandelsvolumen der Industriemetalle lag 2022 um ein Vielfaches über der jeweiligen Weltproduktion

NE-Rohmetalle werden weltweit an Warenterminbörsen gehandelt. Maßgeblich für den 2022 im Vorjahresvergleich rückläufigen mengenmäßigen Umsatz der Industriemetalle an der London Metal Exchange (LME) war die Verlangsamung der weltwirtschaftlichen Dynamik in Folge des Ukrainekrieges. Gleichwohl wurde jede produzierte Tonne Metall deutlich über 10-mal an der Börse umgesetzt. Das hohe Volumen der Finanzgeschäfte im Vergleich zum physischen Handel ist für die Metallproduzenten und -verarbeiter von Vorteil. Denn nur ein liquider Markt bietet den produzierenden Unternehmen die Möglichkeit, das Metallpreisrisiko über Handelsinstrumente an der Metallbörse abzusichern (Hedging).

Anteil der Weltproduktion am Börsenumsatz 2022

Metallbörsenpreise: zweijähriger Aufwärtstrend im Frühjahr 2022 vorerst gestoppt

2022 verzeichneten die Metallnotierungen an der Londoner Metallbörse im Jahresdurchschnitt insgesamt ohne Ausnahme noch deutliche Steigerungen (siehe nachfolgende Tabelle und Diagramme). Angefeuert durch die bis Jahresbeginn 2022 wieder erstarkende Weltkonjunktur und noch zugespitzt durch Unsicherheiten bezüglich der Rohstoffversorgung ausgelöst durch den Ukrainekrieg, erzielten Aluminium, Kupfer und Zinn auf Euro-Basis im März sowie Zink im April 2022 historische Höchststände. Energiekrise, Inflation und steigende Zinsen bremsten die Konjunktur daraufhin in vielen Regionen, vor allem in Europa, aus. Damit einhergehend verloren die Metallnotierungen bis zum aktuellen Rand wieder einen Großteil ihres zweijährigen Zuwachses.

Entwicklung der Börsenpreise von NE-Metallen

Aluminium: Börsenpreis

Kupfer: Börsenpreis

Zink: Börsenpreis

Blei: Börsenpreis

Nickel: Börsenpreis

Zinn: Börsenpreis

Oliver Eisenberg, Leiter Marktanalyse & Wirtschaft, Kupferverband e.V.

Veröffentlicht im November 2023