Die gesamte Branche im Fokus: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Hintergründe der Nichteisen-Metallindustrie
In den Monaten Februar, Mai, August und November erhalten Sie im Quartalsbericht jeweils ein Update über die konjunkturelle Entwicklung in unserer Industrie.
Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie beschäftigte 2021 rund 105.000 Arbeitskräfte in 625 Unternehmen. Das waren im Jahresdurchschnitt zwar 3,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Einschließlich der von der NE-Metallindustrie abhängigen Arbeitsplätze bei Industrielieferanten und -dienstleistern belief sich die Beschäftigungswirkung auf ca. 240.000 Erwerbstätige. Einen noch tieferen Einschnitt bei der Beschäftigung verhinderte Kurzarbeit erfolgreich. Seit dem Tiefpunkt im April 2021 wird wieder zunehmend Personal nachgefragt.
Beschäftigte*
Die metallerzeugenden und -verarbeitenden Unternehmen erzielten 2021 eine Produktion von sieben Millionen Tonnen (plus sechs Prozent gegenüber 2020). Ein höheres Wachstum wurde mitunter durch Materialknappheit und Mitarbeitermangel verhindert. Dies gaben zuletzt annähernd die Hälfte beziehungsweise ein Drittel der Befragten aus der Branche an. Als Folge der russischen Invasion in die Ukraine bremsen höhere Energiepreise und eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Rohstoffen die Produktion der NE-Metallindustrie. Ein Erdgaslieferstopp könnte verheerende Folgen für die gesamte NE-Metallindustrie und ihre Abnehmerbranchen haben.
Produktion (Mio. t)
Der Umsatz der NE-Metallindustrie lag 2021 insgesamt bei 66,3 Milliarden Euro. Davon verdiente die Branche 87 Prozent (57,5 Milliarden Euro) in der Europäischen Union. Allein 53 Prozent (35,4 Milliarden Euro) des Umsatzes entfielen auf das Inland, dem größten Absatzmarkt. 30,9 Milliarden Euro wurden auf ausländischen Märkten erwirtschaftet. Das entsprach einer Ausfuhrquote von 47 Prozent.
Umsatz (Mrd. €)
davon Ausland (Mrd. €)
Deutschland ist Nettoexporteur von Halbzeug. So profitierte die exportstarke Halbzeugindustrie von einer fünf Prozent höheren Auslandsnachfrage in Höhe von 2,5 Millionen Tonnen. Dem stand eine Einfuhr von 2,2 Millionen Tonnen gegenüber. Das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Andererseits ist Deutschland nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Mit anderen Worten: Deutschland führt erheblich mehr Rohmetall ein, als es exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Rohmetallimporten wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlichen Seltenmetallen aus dem Ausland wider. Die Rohmetalleinfuhr stieg 2021 um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,6 Millionen Tonnen. Der Export von Rohmetall verzeichnete ein Wachstum von sechs Prozent auf 1,0 Millionen Tonnen. Russland ist für die deutsche NE-Metallindustrie ein wichtiger Lieferant metallischer Rohstoffe, insbesondere Nickel, Aluminium und Kupfer. Einige Importe aus Russland sind kurzfristig nicht durch andere Quellen zu ersetzen. Wegen der fehlenden Planbarkeit im Zusammenhang mit russischen Rohstoffen werden bereits Aufträge abgelehnt. Mit Sorge sieht die gesamte Branche ein dauerhaftes Abwandern dieser Aufträge beispielsweise an asiatische Wettbewerber.
Endproduktbezogene Recyclingquoten (End of Life) belaufen sich beispielsweise für Aluminium, Kupfer und Zink aus dem Baubereich sowie für Blei aus Altbatterien auf etwa 95 Prozent und für Aluminium aus dem Verpackungsbereich auf 93 Prozent. Getränkedosen aus Aluminium werden bereits zu 99 Prozent wiederverwertet. Die wiedergewonnenen Metalle sind Rohstoffe für Recyclinghütten, Gusslegierungshersteller, Halbzeugindustrie (erste Bearbeitung) und Hersteller von Gussteilen. In der Rohmetallerzeugung – also mit Bezug auf die verwendeten Einsatzstoffe – lag die Recyclingquote 2021 bei 52 Prozent. Eine sichere Verfügbarkeit nachhaltig gewonnener Erze und Konzentrate sowie Schrotte ist die Basis für die Produktion von Rohmetall und Halbzeug am Standort Deutschland.
Der spezifische Energieeinsatz ging über viele Jahre bis 2011 deutlich zurück, verharrte bis 2017 auf niedrigem Niveau und steigt seit 2018 leicht an. Neben einer permanenten Verbesserung der Energieeffizienz wirkten sich strukturelle Änderungen im Produktportfolio der Branche aus. Über mehrere Jahrzehnte stieg einerseits die Bedeutung der weniger energieintensiven Rohmetallerzeugung aus Sekundärmaterialien, während andererseits die sehr energieintensive Rohmetallerzeugung aus Erz beziehungsweise Konzentrat zurückging. Gleichzeitig spielte die Metallverarbeitung gegenüber der Rohmetallerzeugung eine zunehmende Rolle. Vor etwa zehn Jahren kamen diese strukturellen Entwicklungen mehr oder weniger zum Stillstand. 2018 bis 2020 stieg der spezifische Energieeinsatz ausgelöst durch eine rückläufige Nachfrage aus der Automobilindustrie wieder leicht an, da vor allem die Produktion weniger energieintensiver Sekundärmetalle sowie die Produktion von Halbzeug und Gussteilen zurückgingen. Mit einer Erholung der Automobilkonjunktur dürfte der spezifische Energieeinsatz wieder sinken. Eine geringe Auslastung und Produktionsunterbrechungen führen immer zu einem höheren spezifischen Energieeinsatz und überdecken den Trend zur Verbesserung der Energieeffizienz.
NE-Metalle werden seit Beginn des Rohstoffbooms 2005/2006 verstärkt gehandelt. In Folge der weiterhin bestehenden Verlangsamung der weltwirtschaftlichen Dynamik sank 2021 auch der mengenmäßige Umsatz der Industriemetalle insgesamt an der London Metal Exchange (LME) gegenüber dem Vorjahr. Dennoch wurde jede produzierte Tonne Metall mindestens 20-mal an der Börse umgesetzt. Das hohe Volumen der Finanzgeschäfte im Vergleich zum physischen Handel ist für die Metallproduzenten und -verarbeiter von Vorteil. Denn nur ein liquider Markt bietet den produzierenden Unternehmen die Möglichkeit, das Metallpreisrisiko über Handelsinstrumente an der Metallbörse abzusichern.
2021 tendierten die Metallnotierungen an der Londoner Metallbörse im Jahresdurchschnitt insgesamt deutlich nach oben (siehe nachfolgende Tabelle und Diagramme). Sowohl die wieder erstarkende Weltkonjunktur als auch der im Jahresdurchschnitt deutlich höhere Ölpreis beeinflussten die Börsenpreisentwicklung der NE-Metalle. Investoren kaufen häufig Rohstoffe wie Kupfer und Öl als Teil eines sogenannten Korbs, sodass ein Anstieg des einen Rohstoffs sich tendenziell auch auf die übrigen Rohstoffe im Korb auswirkt. China hat einen erheblichen Anteil an der weltweiten Produktion und Verwendung von Rohmetallen. So beeinflussten die wiederanziehende chinesische Konjunktur sowie das Verhältnis von Rohmetallerzeugung und -bedarf in China die Metallpreisentwicklung an den Börsen stark. 2022 erzielten Aluminium, Kupfer und Zinn auf Euro-Basis im März sowie Zink im April historische Höchststände.