Was die Verbandsarbeit für unsere Mitglieder besonders ausmacht.
Erfahrene Unternehmerinnen und Unternehmer bilden das Rückgrat unseres Verbands. Gerd Röders, Christine Marin, Alexander Dehnelt und Dr. Hinrich Mählmann erzählen direkt aus dem Präsidium. Was bringt ihnen der Verband? Was sind die drängenden Themen der näheren Zukunft?
Gerd Röders: Unser Unternehmen befindet sich mitten in der Lüneburger Heide und das seit über 200 Jahren. Diese Region ist nicht gerade für ihre Industrie bekannt. Durch die Mitarbeit in der WVMetalle bekomme ich den Blick über den Tellerrand, um unser Unternehmen auf Veränderungen vorzubereiten.
Wichtig ist mir der Austausch mit der Politik. Über die realen Sorgen im Mittelstand wissen die Politiker oft wenig. Im WVMetalle-Präsidium versuche ich, Themen politisch zu adressieren. Ich selbst lerne zu verstehen, wie politische Prozesse in Deutschland und Europa funktionieren.
Das Ehrenamt ist aber auch immer eine Ehrensache und macht Spaß. Der menschliche Austausch mit den anderen Präsidiumsmitgliedern und den Hauptamtlichen in der WVMetalle ist immer bereichernd und bereitet mir große Freude.
Gerd Röders: Seit 2017 erlebt die Gießereibranche eine ganze Reihe von Krisen. Aktuell sind es die Material- und Energiekosten, die explodieren. Diese gefährden unsere Betriebe existenziell. Als mittelständische Unternehmen können Gießereien ihre Standorte nicht einfach verlagern und wollen es auch nicht.
Wir möchten hier in Deutschland und Europa mit unseren Innovationen tätig sein. Dafür brauchen wir wettbewerbsfähige Preise, bei Energie und Material. Für Bürokratieabbau (Lieferkettengesetz etc.) und Mittelstandsdefinitionen engagiere ich mich auch im Vorstand des BDI-Mittelstandsausschusses.
Gerd Röders, wo trifft man Sie sonntags um 11 Uhr?
Christine Marin, was machen Sie sonntags um 11 Uhr?
Christine Marin: Ich vertrete bei der WVMetalle den Industrieverband Feuerverzinken, ein relativ kleinerVerband, der viel leistet im Bereich Korrosionsschutz für Stahl. Die Mitglieder sind eigentümergeführte Werke sowie international tätige Gruppen – ebenfalls in Inhaberhand. Über die WVMetalle haben wir ein gutes Netzwerk in die NE-Metallindustrie und auch in die Politik. Unsere Interessen in Richtung Ausbildung, Dekarbonisierung unserer Prozesse und Nachhaltigkeit können so durch meine Mitwirkung vertreten werden.
Christine Marin: Die Themen Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung stehen ganz oben auf unserer Agenda – und angesichts unseres Ziels, möglichst rasch unabhängig von Gaslieferungen zu werden, gilt dies natürlich umso mehr und mit ordentlich Tempo! Hierzu gehört auch das Thema Nachhaltigkeit im Bau: Reuse, Recycle, Reduce, Bauen mit nachhaltigen Rohstoffen, Beachten des Fußabdrucks eines Produktes von Anfang bis Ende. Mit feuerverzinktem Stahl leisten wir den Beitrag für nachhaltiges Bauen. Ob im Wohnungsbau, im Industriebau oder bei den Windkraftanlagen.
Alexander Dehnelt: Mein Engagement bei der WVMetalle zielt darauf ab, meine langjährige Erfahrung in der Kupferindustrie im Sinne der Mitgliedsunternehmen wertbringend innerhalb der Branche und darüber hinaus auf politischer Ebene einzubringen. Wir alle profitieren von Metallen und ihren Eigenschaften in nahezu allen Bereichen des Lebens – beruflich wie privat.
Die Ökobilanz unserer Werkstoffe ist dank eines gut funktionierenden Recyclingkreislaufs vorbildlich. Metalle sind ein tolles Beispiel für gelebten Klimaschutz. Denn sie werden gebraucht und nicht verbraucht. Die damit verbundenen großen Chancen entschlossen zu ergreifen und zu nutzen, liegt mir sehr am Herzen. Die Zeit drängt. Deshalb möchte ich dieses Anliegen auch gerne im Rahmen meines Engagements als Vizepräsident der WVMetalle stetig vorantreiben.
Alexander Dehnelt: Wir als Industrie sehen uns immer wieder stark limitierenden exogenen Faktoren ausgesetzt. Hierunter fallen Initiativen der EU, welche die Kreislaufwirtschaft eher behindern, als sie zu unterstützen. So würde etwa eine mögliche Gefahreneinstufung von Kupfer durch die „Harmonized Classification of Copper“ zu erhöhten Kosten im Transport und dem Handling von Kupferschrotten führen, was wiederum zu steigenden Kontroll- und Kostenaufwänden in den verarbeitenden Betrieben führen würde.
Neben regulatorischen Auflagen im für uns alle so wichtigen Recyclingprozess, stehen für mich die Themen „Stoffrecht“ und „Energiekosten“ ganz oben auf der Agenda. Unser Ziel in Europa muss es sein, mit einem angemessenen regulatorischen Rahmen die Potenziale der Kreislaufwirtschaft voll zu heben – dies ist ganz im Sinne des European Green Deals.
Alexander Dehnelt, wo trifft man Sie sonntags um 11 Uhr?
Dr. Hinrich Mählmann, was machen Sie sonntags um 11 Uhr?
Dr. Hinrich Mählmann: Die deutsche Industrie als Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft hat in den kommenden Jahren immense Herausforderungen zu bewältigen. Neben den schon lange auf der Agenda stehenden wichtigen Themen, wie der Klimaschutz, die jetzt politisch in die entscheidende Phase gehen, treten zunehmend weitere stark risikobehaftete Themen auf die Tagesordnung, die sich aus volatilen, massiv geänderten Rahmenbedingungen ergeben.
Es motiviert mich, in diesen wegweisenden Zeiten meine Erfahrung und das Wissen aus meiner Tätigkeit bei OTTO FUCHS und als Präsident von Aluminium Deutschland in die WVMetalle einzubringen. Die WVMetalle spielt in Deutschland eine Schlüsselrolle. Der Verband repräsentiert Unternehmen, die über eine enorme Fertigungsvielfalt und wertvolles Knowhow verfügen und für die Transformation von Deutschland systemrelevante Wegbereiter sind. Klimaschutz durch Elektrifizierung, Leichtbau und Circular Economy sind beispielsweise Themen, die nur mit NE-Produkten realisiert werden können.
Dr. Hinrich Mählmann: Ganz besonders steht für mich im Fokus der von der EU geplante CO2-Grenzausgleich. In einem Exportkontinent wie Europa Einfuhrzölle auf nahezu alle Produkte zu erheben, birgt durch die zu erwartenden Retentionsmaßnahmen ein extremes Risiko für die deutsche Wirtschaft. Wir müssen den Spagat zwischen einer Klimaschutz-fördernden Legislative und einem ausreichenden Carbon-Leakage-Schutz realisieren. Ich setze mich dafür ein, mit richtig ausgestalteten Instrumenten einen wegweisenden Schritt weiter zu kommen.