Die Lage der Weltkonjunktur: 2023 entwickelte sich die Wirtschaft sektoral und regional sehr unterschiedlich. So wuchs der Dienstleistungssektor viel stärker als die Industrie. Zumal der Welthandel mit Gütern sogar deutlich sank. Gleichzeitig zeigte sich die US-Wirtschaft vergleichsweise dynamisch, wohingegen die Wirtschaftsleistung in der Europäischen Union und in Großbritannien kaum zunahm und in Deutschland sogar leicht rückläufig war. Während China unter einer Immobilienkrise litt, blieb die Dynamik der indischen Wirtschaft hoch. Im zweiten Halbjahr 2023 verharrten die Zinsen auf hohem Niveau. Gleichzeitig sank die Inflation vielerorts schneller als angenommen. Viele Länder Europas haben ihre Energieversorgung aufgrund des Wegfalls von russischem Erdgas neu ausgerichtet. Dies brachte erhebliche Kosten mit sich, die insbesondere deren Unternehmen durch eine Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu spüren bekamen. Der Ausblick auf 2024 und 2025 ist weiterhin stark von geopolitischen Risiken, wie dem Krieg in der Ukraine und dem Nahostkonflikt, belastet. Eine weitere Eskalation dort droht neuerliche Energiekrisen und Fluchtwellen auszulösen.
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Die wirtschaftliche Lage Deutschlands wird zweimal jährlich in der Gemeinschaftsdiagnose analysiert.
Ausblick: Im August 2024, etwa zweieinhalb Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hat sich die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe laut ifo im Vergleich zum Vormonat deutlich verschlechtert. Die Befragten waren deutlich unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Die Erwartungen der Unternehmer waren pessimistischer als im Juli und fielen gleichzeitig auf den niedrigsten Wert seit Februar. Die Unternehmen litten erneut unter rückläufigen Auftragsbeständen. Gerade Investitionsgüterhersteller sind in einer schwierigen Lage.
Die Europäische Union blieb 2023 die bedeutendste Absatzregion für in Deutschland hergestelltes Rohmetall und Halbzeug. 88 Prozent des Branchenumsatzes, rund 57 Milliarden Euro, wurden im europäischen Binnenmarkt (einschließlich Deutschlands) erzielt. Von den Exporten der deutschen NE-Metallindustrie wurden 74 Prozent in EU-Partnerländer geliefert. In der Europäischen Union verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum 2023 auf 0,6 Prozent. Für das laufende Jahr wird mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent gerechnet. 2025 dürfte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt um 1,8 Prozent wachsen. Der Leitzins für das Hauptrefinanzierungsgeschäft verharrte seit 2016 auf dem seit Einführung des Euro historisch niedrigsten Zinsniveau von 0,00 Prozent, bis die EZB 2022 eine Zinswende einläutete. Danach wurde dieser Leitzins schrittweise bis auf 4,5 Prozent im September 2023 erhöht. Seit einer erneuten Zinswende im Juni 2024 bewegt sich der Leitzins wieder nach unten auf zuletzt 3,65 Prozent im September 2024. Der Euro gewann im Jahresverlauf 2023 gegenüber dem US-Dollar gut drei Prozent an Wert und lag zum Jahresende bei knapp 1,11 US-Dollar je Euro.
Österreich blieb 2023 der bedeutendste Exportmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Noch deutlicher als der Rückgang der Wirtschaftsleistung unseres südlichen Nachbars im vergangenen Jahr (minus 0,7 Prozent) ging dort die Nachfrage nach deutschem Rohmetall- und Halbzeug um 14 Prozent auf 347.000 Tonnen zurück. Maßgeblich hierfür war ein Minus der Auslieferungen von Aluminiumhalbzeug in einer ähnlichen Größenordnung. Dennoch blieb dieses mit einem Anteil von 32 Prozent das wichtigste Exportgut der NE-Metallbranche, dicht gefolgt von Rohaluminium (knapp 32 Prozent) und Kupferhalbzeug (überwiegend Gießwalzdraht) mit 16 Prozent.
Italien spielt mit seiner wettbewerbsfähigen metallverarbeitenden Industrie seit jeher eine wichtige Rolle als Absatzmarkt für Halbzeug. Die dortige Volkswirtschaft zeigte im vorigen Jahr ein leichtes Wachstum von 0,9 Prozent. Insgesamt sank der Rohmetall- und Halbzeugexport nach Italien um zehn Prozent auf 310.000 Tonnen. Darunter entfielen 40 Prozent auf Kupferhalbzeug (überwiegend Gießwalzdraht, Kupferband und Messingstangen) sowie 26 Prozent auf Aluminiumhalbzeug (zum Großteil Bleche und Bänder) inklusive Aluminiumfolien. Mittlerweile wurden auch elf Prozent Rohkupfer (einschließlich Kupfergusslegierungen) nach Italien geliefert. Im laufenden und kommenden Jahr dürfte sich die italienische Volkswirtschaft mit Wachstumsraten von 0,7 Prozent beziehungsweise 0,9 Prozent seitwärts entwickeln.
Frankreich fragte im vergangenen Jahr mit 255.000 Tonnen 14 Prozent weniger Rohmetall und Halbzeug nach als 2022 und blieb der drittgrößte Exportmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Die Ausfuhren nach Frankreich setzten sich zu 26 Prozent aus Aluminiumblechen und -bändern, zu 14 Prozent aus Aluminiumfolien, aber nur noch zu 13 Prozent aus Rohaluminium zusammen. Kupferwalzprodukte und Messingstangen spielten mit Anteilen von acht Prozent beziehungsweise vier Prozent auch jeweils eine bedeutende Rolle. Die Konjunktur im Nachbarland wies 2023 ein Wachstum von 1,1 Prozent aus. In den folgenden beiden Jahren dürfte die französische Volkswirtschaft ähnliche Wachstumsraten von 0,9 Prozent beziehungsweise 1,3 Prozent erreichen.
Das Vereinigte Königreich rückte 2023 auf Rang acht der wichtigsten Exportmärkte für die Branche vor und verwies die Niederlande auf Platz neun sowie die Vereinigten Staaten auf Platz zehn, wenngleich das Vereinigte Königreich 2018 – also drei Jahre vor dem Brexit – noch der größte Auslandsmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie war. Die Ausfuhr dorthin wuchs 2023 um sechs Prozent gegenüber 2022 auf 149.000 Tonnen. Hingegen sank die Einfuhr aus dem Vereinigten Königreich nach Deutschland um 23 Prozent auf 207.000 Tonnen. Ein Großteil der Exporte war Halbzeug – überwiegend Aluminium (77 Prozent). Die britische Wirtschaft verharrte 2023 knapp über dem Vorjahresniveau (plus 0,1 Prozent). Für die kommenden beiden Jahre werden Wachstumsraten von plus 0,7 Prozent beziehungsweise plus 1,5 Prozent erwartet.
Die Vereinigten Staaten blieben die wichtigste Zielregion außerhalb Europas, wenngleich ihre Bedeutung als Exportmarkt etwas nachgelassen hat. Etwas über drei Prozent der Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug wurden dorthin geliefert. Mit 102.000 Tonnen im vergangenen Jahr waren das 30 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, was auf die aus unserer Sicht unbegründeten Anti-Dumping-Zölle insbesondere gegen deutsche Hersteller von Aluminiumhalbzeug zurückzuführen ist. Die brachen nämlich 2023 um 31 Prozent auf 49.000 Tonnen ein. Auch die Lieferungen von Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen sanken um 27 Prozent auf 39.000 Tonnen. Die Vereinigten Staaten wiesen 2023 ein vergleichsweise solides Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent aus. Maßgeblich hierfür war der private Konsum, der zu rund 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten beiträgt. Ausgehend von einem Zinskorridor zwischen 0,00 und 0,25 Prozent erhöhte die US-Notenbank zur Inflationsbekämpfung den Leitzins von März 2022 bis Juli 2023 insgesamt elfmal auf einen Zinskorridor zwischen 5,25 und 5,5 Prozent. Später als die EZB läutete die US-Notenbank im September 2024 eine scharfe Zinswende nach unten ein auf einen Zinskorridor zwischen 4,75 und 5 Prozent. 2024 dürfte die US-Wirtschaft mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,6 Prozent abschließen. Im nächsten Jahr wird nur noch mit einem Wachstum von 1,9 Prozent gerechnet.
China hat durch seine riesige Nachfrage nach Rohstoffen (Erzen und Konzentraten), und nach Rohmetallen sowie seinen hohen Anteil an der globalen Produktion von Rohmetall und Halbzeug von etwa 50 Prozent einen enormen Einfluss auf den Weltmarkt für Metalle. Sorgen bereiten die hohen Überkapazitäten in der Aluminiumindustrie. Zudem fordern chinesische Wettbewerber die heimische weiterverarbeitende Industrie zunehmend heraus. Die deutsche NE-Metallindustrie hat in China investiert, um Abnehmer vor Ort zu beliefern. Daher spielt China für den deutschen Export von Rohmetall und Halbzeug nur eine relativ unbedeutende Rolle. So wurden 2023 gerade einmal 41.000 Tonnen nach China ausgeführt. Das war 18 Prozent weniger als 2022. 2017 begann China seine Vorschriften für Schrotteinfuhren zu verschärfen. Besonders minderwertige Schrottqualitäten der Kategorien sechs und sieben sind in China nicht mehr gefragt. Dementsprechend brachen die deutschen Exporte von NE-Metallschrotten nach China in den darauffolgenden Jahren immer weiter ein – bis auf einen Tiefststand von 47.000 Tonnen im Jahr 2022. Ob das moderate Wachstum von fünf Prozent 2023 auf 49.000 Tonnen eine Trendumkehr bedeutet, bleibt abzuwarten. Insgesamt ging Chinas Bedeutung innerhalb von sechs Jahren vom vormals größten zum elftgrößten Auslandsmarkt für deutsche NE-Metallschrotte zurück. Weiter lieferte China 2023 rund 74.000 Tonnen Rohmetall und Halbzeug nach Deutschland – 43 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und gleichzeitig so wenig wie seit vielen Jahren nicht mehr. Schwerpunktmäßig waren das Aluminiumhalbzeug einschließlich Folien (52 Prozent), Magnesium in Rohform (24 Prozent) und Kupferhalbzeug (14 Prozent). Ergänzend haben chinesische Konzerne in den letzten Jahren verstärkt in deutsche Halbzeughersteller investiert. Chinas Immobilienkrise dämpft die Erholung der Wirtschaft nach der Pandemie auf ein Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent 2023. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte sich die wirtschaftliche Dynamik noch weiter verlangsamen auf fünf Prozent beziehungsweise auf 4,5 Prozent.