Die nächsten Stufen der industriellen Wertschöpfung: Die Nichteisen-Metallindustrie beliefert alle Schlüsselindustrien der deutschen Industrie und leistet damit ihren Beitrag zur Energie- und Mobilitätswende.
Aluminium, Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Magnesium und Zinn sowie ihre Legierungen sind für den Industriestandort Deutschland unverzichtbar. Das gilt nicht weniger für eine erfolgreiche Transformation zur Klimaneutralität. Hauptabnehmer ist der Fahrzeugbau (Automobile, Schienenfahrzeuge sowie die Luft- und Raumfahrt), gefolgt von der Bau-, der Elektro- und Digitalindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Daneben ist die Chemieindustrie ein weiterer bedeutender Abnehmer von NE-Metallen. Insgesamt konnten 2023 eine auf niedrigem Niveau dynamische Automobilindustrie und eine noch robuste Nachfrage aus der Elektro- und Digitalindustrie eine rückläufige Nachfrage aus dem Maschinen- und Anlagenbau bei gleichzeitiger Rezession in der Bauindustrie nicht kompensieren.
Rund 30 Prozent aller Erzeugnisse aus NE-Metallen werden im Fahrzeugbau verwendet. Die Elektrifizierung in der Automobilindustrie bietet neue Anwendungsbereiche, für die sich NE-Metalle mit ihren Eigenschaften besonders eignen. Hierbei erarbeitet die NE-Metallindustrie gemeinsam mit den Automobilherstellern, -zulieferern und Batterieherstellern innovative Lösungen. 48 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Aluminiums werden im Verkehrssektor, schwerpunktmäßig im Fahrzeugbau, eingesetzt. Durch seine Leichtigkeit in Kombination mit seiner Leitfähigkeit eignet sich Aluminium für Konstruktionsteile, Getriebe und Motoren sowie zur Herstellung von Batteriekomponenten, von der Batteriezelle bis zum vollständig integrierten Fahrzeugsystem, von der Kathodenfolie bis zum Gehäuse. Der Anteil an Kupferprodukten, die in der Automobilbranche verbaut werden, liegt bei neun Prozent. Neben dem konventionell angetriebenen Pkw, der mit etwa 25 Kilogramm Kupfer auskommt, weisen reine Elektroautomobile einen Kupferbedarf von rund 70 Kilogramm aus. Bei Bussen erhöht sich der Einsatz auf 200 bis 300 Kilogramm pro Fahrzeug. Weiter spielt Kupfer beim Ausbau der Ladeinfrastruktur eine bedeutende Rolle. Pro Fahrzeug werden aktuell zudem etwa zehn Kilogramm Zink eingesetzt.
Lage und Prognose
Bereits das zweite Jahr in Folge wurde die Inlandsproduktion von Pkw gesteigert auf 4,1 Millionen Einheiten 2023. Das waren 18 Prozent mehr Pkw als im Vorjahr, aber immer noch 28 Prozent weniger als 2016. Während die Inlandsproduktion von Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeugen sich 2023 weiter seitwärts bewegt auf 310.000 Einheiten, wurde gleichzeitig die Produktion von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen hochgefahren auf 960.000 Einheiten. Damit lag der Anteil von Elektro-Pkw im weiteren Sinne (Batterie-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge) an der gesamten Produktion in Deutschland bei 31 Prozent. Auf der anderen Seite brach die Nachfrage von Elektrofahrzeugen insgesamt um 16 Prozent auf 700.000 Fahrzeuge ein. Maßgeblich hierfür war eine Beendigung der Förderung von Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeugen zu Beginn letzten Jahres. Damit sank der Elektroanteil an den Pkw-Gesamtneuzulassungen in Deutschland auf 25 Prozent. Zum 1. Januar 2024 wurde die restlich verbliebene Förderung vorzeitig gestoppt. In der Automobilindustrie einschließlich ihrer Zulieferer klagten Ende 2023 laut ifo Institut, München, rund 37 Prozent der Unternehmen über Materialknappheit, 26 Prozent über Personalmangel und 21 Prozent über Auftragsmangel. Zuletzt (Juli 2024) hat sich die Versorgungslage weiter verbessert (Materialmangel: acht Prozent). Hingegen verzeichneten 43 Prozent der Befragten fehlende Aufträge.
Für 2024 erwartet der Verband der Automobilindustrie eine Pkw-Inlandsproduktion auf dem Vorjahresniveau von 4,1 Millionen Pkw.
Im Bauwesen, der zweitgrößten Abnehmerbranche, wird eine Vielzahl von Metallen in reiner Form oder als Legierung eingesetzt. NE-Metalle sind langlebig, leicht zu verarbeiten und korrosionsbeständig. Im Hochbau sind es Dächer und Fassaden, die aus Aluminium, Kupfer oder Zink ausgeführt werden. Die deutsche Kupfer- und die Aluminiumindustrie lieferten im vergangenen Jahr etwa 15 Prozent beziehungsweise elf Prozent ihrer Erzeugnisse in die Baubranche. Aluminium wird für Fenster- und für Türrahmen sowie für Leichtbauelemente verwendet. Viele dieser Produkte sind farbbeschichtet. Kupfer wird im Gebäude als Installationsrohr für die Wasserverteilung und für Wärmetauscher sowie am Gebäude als Regenrinne und Regenfallrohr eingesetzt. Messing spielt eine wichtige Rolle bei Sanitärzubehör. Neben Bedachungen wird ein Großteil des Zinks in feuerverzinkten Produkten im Hochbau als Geländer, Treppe, Zaun, Tor oder Balkon sowie im Tiefbau als Straßenleitplanke, Laterne etc. verwendet. Blei wird als Werkstoff im Außenbereich eingesetzt. Es eignet sich insbesondere zur Ausführung von Verwahrungen und Anschlüssen. Auch komplette Dächer werden mit Blei gedeckt – beispielsweise das Dach des Kölner Doms.
Lage und Prognose
2023 – das dritte Jahr der baukonjunkturellen Schwäche – verzeichnete das deutsche Bauhauptgewerbe einen preisbereinigten Umsatzrückgang von 5,2 Prozent. Das Jahr wurde bestimmt von einer drastischen Schwäche im Wohnungsneubau mit einem realen Umsatzeinbruch von 11,5 Prozent im Vorjahresvergleich. 2021 setzte die Bundesregierung sich das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen fertig zu stellen. Dieses wurde 2023 mit 294.000 Wohnungen wie auch schon 2022 deutlich verfehlt. Maßgeblich hierfür waren unter anderem ein hoher Zinssatz für Hypothekarkredite von über vier Prozent Ende 2023, weiter sich verschärfende Bauvorschriften, hohe Baukosten sowie die wachsende Regulierung des Mietwohnungsmarktes. So ging das Neugeschäftsvolumen der Wohnungsbaukredite an Privathaushalte im vorigen Jahr um 44 Prozent zurück. Auch eine Verschärfung der energetischen Standards zum 1. Januar 2023 bei gleichzeitiger Kürzung der Neubauförderung trieben die ohnehin hohen Neubaukosten zunächst weiter in die Höhe. Erst zum Jahresende setzte eine gewisse Stabilisierung der Kosten auf hohem Niveau ein. Daneben wiesen Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau reale Umsatzrückgänge von 0,9 Prozent beziehungsweise 1,6 Prozent aus.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erwartet für das Jahr 2024 ein weiteres preisbereinigtes Umsatzminus von insgesamt vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Darunter dürften Wohnungsbau und öffentlicher Bau reale Rückgänge um zwölf Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent verzeichnen. Dank größerer Aufträge der Deutschen Bahn, der Stromnetzbetreiber und des kommunalen öffentlichen Personennahverkehrs im Tiefbau dürfte der Wirtschaftsbau einziger Wachstumstreiber mit einem realen Umsatzplus von 1,5 Prozent bleiben.
Mehr als 50 Prozent aller Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen gehen in die Elektro- und Digitalindustrie, einschließlich der Kabelindustrie sowie der Informationstechnologie und Telekommunikation. In den letzten Jahren kamen neue Anwendungen durch die Digitalisierung als Wachstumstreiber hinzu. Die Produktion von Elektro-Pkw sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur sind die Basis für eine steigende Nachfrage nach Kupferprodukten. Bei stromführenden Leitungen hat Kupferdraht einen Anteil von rund 70 Prozent. Im Hochspannungsbereich der Übertragungsnetze spielt Aluminium eine wichtige Rolle. Annähernd drei Viertel des in Deutschland eingesetzten Bleis gehen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Kabelummantelungen aus Blei werden für Unterwasser-Seekabel verwendet. Bronzelegierungen sind wegen ihrer hohen Festigkeit gut geeignet für Steckverbinder – nicht nur im Automobil, sondern auch im Anlagenbau. Der Wechsel zugunsten Nickel-intensiverer Batterietechnologien dürfte langfristig Wachstumstreiber für die Nickelnachfrage bleiben. Absatzmärkte wie Medizintechnik, smarte Gebäude, Industrie 4.0, Energie (-effizienz) und Elektromobilität bieten nach wie vor Potenzial für Wachstum.
Lage und Prognose
2023 verzeichnete die deutsche Elektro- und Digitalindustrie eine preisbereinigte Produktion in etwa auf dem Vorjahresniveau (plus 0,1 Prozent). Der Auftragseingang ging im vergangenen Jahr insgesamt um 1,7 Prozent zurück. Aufträge aus dem Inland zeigten sich mit einem Plus von 3,3 Prozent vergleichsweise dynamisch. Zumal Kunden aus Euroländern 9,2 Prozent weniger nachfragten. Aufträge aus Nicht-Euroländern sanken um 3,7 Prozent. 2023 wurde mit einem Wachstum von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 253,8 Milliarden Euro ein neuer Ausfuhrrekord erzielt. Maßgeblich trug hierzu eine dynamische Nachfrage aus dem zweit- und drittgrößten Exportmarkt, den Vereinigten Staaten (plus 5,4 Prozent) und den Niederlanden (plus 13,3 Prozent), bei. Auf der Importseite nahm die Bedeutung Chinas, dem größten Lieferanten von Elektroprodukten mit einem Anteil von 31 Prozent, etwas ab. Ungarn steigerte seine Exporte nach Deutschland um 26,9 Prozent und verdrängte Polen damit als zweitwichtigsten Lieferant von Elektroprodukten auf Platz drei. Zum Jahresende 2023 sank die Kapazitätsauslastung laut ifo Institut, München, spürbar auf 81,8 Prozent. Die Produktion wurde zunehmend durch Auftragsmangel (46 Prozent der Befragten aus der Branche) und etwas weniger durch Fachkräftemangel (31 Prozent) beeinträchtigt.
Für 2024 rechnet der ZVEI mit einem Rückgang der preisbereinigten Produktion von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Aluminium wird wegen seines geringen spezifischen Gewichts bei beweglichen Teilen im Maschinenbau verwendet. Rohre aus Kupfer und Kupferlegierungen oder aus Aluminium spielen aufgrund ihrer Wärmeleitfähigkeit bei der Herstellung von Kühl- und Wärmeanlagen eine bedeutende Rolle. Meerwasser-Entsalzungsanlagen sind ohne die Eigenschaften von Produkten aus Kupfer und seinen Legierungen kaum denkbar. Messing wird zum Großteil bei Sanitär- und Industriearmaturen, beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, verwendet. Blei wird im Schall- und Strahlenschutz sowie im Anlagen- und Behälterbau als Auskleidung eingesetzt, um den Konstruktionswerkstoff vor aggressiven Säuren zu schützen. Die Anwendungsgebiete korrosionsbeständiger Werkstoffe aus Nickel und Nickellegierungen, die einen Nickelgehalt über 32 Prozent aufweisen, finden sich beispielsweise im Großanlagenbau der Chemie-, Öl-, Gas- und Energieindustrie.
Lage und Prognose
2023 wurden weltweit Maschinen und Anlagen für geschätzt 3,3 Billionen Euro hergestellt, so der VDMA. Das dürften 1,5 Prozent weniger als 2022 gewesen sein. Auf das größte Herstellerland China allein entfielen davon 1,1 Billionen Euro Umsatz. Nach den zweitplatzierten Vereinigten Staaten folgte Deutschland mit etwa 383 Milliarden Euro auf Platz drei. Im Inland sank die preisbereinigte Produktion des Maschinen- und Anlagenbaus 2023 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der preisbereinigte Auftragseingang zeigte im Vorjahresvergleich bereits ein Minus von zwölf Prozent. Einzig Turbinen wurden durch Großaufträge aus Nicht-Euro-Ländern insgesamt zu 16 Prozent mehr nachgefragt. Weniger Bestellungen gingen beispielsweise für Armaturen und Gießereimaschinen (jeweils minus zehn Prozent) sowie Baumaschinen / Baustoffanlagen (minus 24 Prozent) ein. Ende des vorigen Jahres ging laut ifo Institut, München, die Kapazitätsauslastung der Maschinen- und Anlagenbauer auf 85,9 Prozent zurück. Die Ausfuhren sanken 2023 nach Herausrechnen der Preise um 0,7 Prozent, die Importe hingegen um 4,8 Prozent, wenngleich diese weniger als die Hälfte des Exportvolumens ausmachten. Sorgen bereiteten den Herstellern Ende vergangenen Jahres überwiegend und im zunehmenden Maße fehlende Aufträge (34 Prozent der Befragten aus der Branche) bei abnehmendem Personalmangel (33 Prozent). Bis zuletzt (Juli 2024) hat sich der Auftragsmangel weiter zugespitzt auf 47 Prozent.
Für 2024 und 2025 rechnet der VDMA mit preisbereinigten Produktionsrückgängen um acht Prozent beziehungsweise zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.