2023

Die Situation
der Teilbranchen

Die Nichteisen-Metallindustrie im Detail: Die NE-Metallindustrie gliedert sich in die Metalle Aluminium, Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Magnesium, Zinn, Selten- und Edelmetalle und umfasst die Produktionsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiterverarbeitung, Guss und Feuerverzinkung.

Aluminiumindustrie – im internationalen Vergleich sehr hohe Preise für Strom und Erdgas führten 2023 zu erheblichen Produktionsdrosselungen und einer Stilllegung bei Primäraluminiumhütten

Die deutsche Aluminiumindustrie beschäftigte im Jahr 2023 annähernd 39.000 Mitarbeitende in etwa 180 Unternehmen und erwirtschaftete einen Umsatz von 19 Milliarden Euro, darunter neun Milliarden Euro auf ausländischen Märkten. Das entsprach einer Exportquote von 49 Prozent. Insgesamt musste die Branche 2023 deutliche Produktionsrückgänge in nahezu allen Produktbereichen hinnehmen.

Die Primärerzeugung von Rohaluminium traf es besonders hart. Nach einem Minus von mehr als 30 Prozent im Jahr 2022 sank die Produktion in den deutschen Hütten 2023 um weitere 44 Prozent auf 189.000 Tonnen. Das heißt, sie erzeugten noch etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) des Volumens von vor der Energiekrise. Selbst 2009, im Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise, wurde in Deutschland mehr Primäraluminium hergestellt. Bis 2021 war Deutschland der größte Primäraluminiumproduzent in der Europäischen Union. Die Unternehmen sahen sich seitdem durch die anhaltend sehr angespannte Situation auf dem deutschen Strommarkt zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Eine der verbleibenden vier deutschen Aluminiumhütten wurde zum Jahresende 2023 stillgelegt. Im Gegensatz dazu stieg global die gesamte Produktion von Primäraluminium 2023 gemäß International Aluminium Institute, London, um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 70,6 Millionen Tonnen, wovon allein China schätzungsweise annähernd 60 Prozent herstellte. Während die Erzeugung in Europa (einschließlich Russland) um 3,8 Prozent auf 6,7 Millionen Tonnen sank, wurden die Ausbringungsmengen in Nordamerika um 4,1 Prozent auf 3,9 Millionen Tonnen, in China um 3,1 Prozent auf 41,7 Millionen Tonnen und im restlichen Asien um 1,8 Prozent auf 4,7 Millionen Tonnen ausgeweitet.

Aluminiumrecycling schließt Rohstoffkreisläufe und leistet somit einen substanziellen Beitrag zur Rohstoffversorgung und zur nachhaltigen Entwicklung in der Aluminiumindustrie. Nachhaltigkeit ist ein zentrales Ziel der Aluminiumindustrie. Deutschland blieb im Jahr 2023 wie in den Jahren zuvor Nettoexporteur von Aluminiumschrotten. 2023 lagen die Ausfuhren zum zehnten Mal in Folge über der Marke von einer Million Tonnen. Über Dreiviertel dieser Menge blieb in der Europäischen Union, insbesondere in Italien, Österreich und den Niederlanden. Der Export nach China ging im Jahr 2023 um weitere sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 11.000 Tonnen zurück. Damit lag China nur noch auf Platz 21 unter allen Ausfuhrzielen für Aluminiumschrotte.

Auch der Bereich Halbzeug aus Aluminium und Aluminiumlegierungen (erste Bearbeitung zu Walz-, Strangpressprodukten und Draht) musste im Jahr 2023 deutliche Rückgänge bei der Produktion hinnehmen (minus neun Prozent). Mit 2,3 Millionen Tonnen erreichte das Produktionsvolumen das geringste Niveau seit der Finanz- und Wirtschaftskrise. Darunter verzeichneten die Hersteller von Strangpressprodukten mit minus 15 Prozent einen besonders starken Rückgang – sie produzierten 500.000 Tonnen. Bei den Herstellern von Walzerzeugnissen sank die Produktion ebenfalls deutlich auf 1,8 Millionen Tonnen (minus sieben Prozent). Während die Unternehmen mit den schwierigen Standortbedingungen kämpften, sahen sie sich gleichzeitig einem zunehmenden Wettbewerb mit Importeuren aus Drittstaaten ausgesetzt, in denen ökologische, soziale und ethische Standards deutlich niedriger sind.

Die Aluminiumweiterverarbeitung in Deutschland stellte im Jahr 2023 mit über 11.000 Beschäftigten in etwa 50 Unternehmen insgesamt rund 298.000 Tonnen her – 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Während die Fertigung von Folien und dünnen Bändern um zwölf Prozent auf 244.000 Tonnen sank, verharrte die Ausbringungsmenge von Tuben, Aerosol‐ und sonstigen Dosen auf Vorjahresniveau bei etwa 39.000 Tonnen. Die Produktion von Pulver brach dagegen um 50 Prozent auf 15.000 Tonnen ein. Der Umsatz der Aluminiumweiterverarbeitung belief sich auf 3,5 Milliarden Euro, davon wurden 1,7 Milliarden Euro im Ausland erzielt.

Produktion nach Produktionsstufen

Kupferindustrie: Produktionsrückgang 2023 durch zunehmenden Auftragsmangel

Die deutsche Kupferindustrie beschäftigte 2023 über 15.000 Mitarbeitende in etwa 60 Unternehmen und erwirtschaftete einen Umsatz von mehr als 18 Milliarden Euro, davon acht Milliarden Euro im Ausland. Damit stieg die Ausfuhrquote im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 44 Prozent. Die Branche verzeichnete 2023 einen Produktionsrückgang um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,3 Millionen Tonnen. Die einzelnen Teilbranchen entwickelten sich sehr unterschiedlich. Im ersten Halbjahr 2024 wurde die Produktion flächendeckend durch Auftragsmangel beeinträchtigt. 21 Prozent litten unter fehlendem Personal. Zudem klagten einzelne Firmen über Materialknappheit in Folge von Logistikproblemen, über zu hohe Stromnetzkosten, über Kaufzurückhaltung wegen exorbitant hoher Rohstoffbörsennotierungen, aber auch über lähmende Bürokratie. Kurzarbeit lag in 17 Prozent der Unternehmen vor und acht Prozent planten diese in den nächsten drei Monaten. Von verschlechterten Konditionen bei Kreditversicherungen berichteten bereits acht Prozent der Befragten. 21 Prozent erwarteten diese in den nächsten drei Monaten.

In der Rohmetallerzeugung brach beispielsweise die Herstellung von Kupfergusslegierungen 2023 um 26 Prozent auf 19.000 Tonnen ein. Die globale Produktion von raffiniertem Kupfer stieg 2023 gemäß International Copper Study Group (ICSG) um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 26,5 Millionen Tonnen. China weitete seine Produktion nochmals erheblich um 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf ein neues Rekordniveau von annähernd zwölf Millionen Tonnen aus. Das sind mittlerweile 45 Prozent der Weltproduktion. Russlands zu 84 Prozent primär hergestelltes Rohkupfer von 1,0 Millionen Tonnen spielte mit einem Anteil an der globalen Produktion von 3,7 Prozent keine zentrale Rolle. Die weltweite Kupfernachfrage wuchs 2023 um 2,8 Prozent auf über 26,5 Millionen Tonnen. Chinas Nachfrage stieg sehr deutlich um 7,4 Prozent auf ein neues Rekordniveau von 15,5 Millionen Tonnen und repräsentiert mittlerweile allein 58 Prozent des globalen Bedarfs. Insgesamt war der Weltmarkt für raffiniertes Kupfer 2023 ausgeglichen. Die globale Bergbauproduktion wuchs 2023 leicht um 2,0 Prozent auf 22,4 Millionen Tonnen.

Die Produktion von Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen (erste Bearbeitung zu Bändern, Blechen, Stangen, Profilen, Rohren und Draht) ging 2023 insgesamt um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,3 Millionen Tonnen weiter zurück. Darunter wies der bedeutendste Bereich, die Herstellung von Walz-, Press- und Ziehprodukten aus Kupfer und Kupferlegierungen, 2023 ein erhebliches Minus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau auf 629.000 Tonnen aus. Hingegen verzeichnete der Bereich Gießwalzdraht im selben Zeitraum ein Wachstum von zehn Prozent auf 623.000 Tonnen. Derweil brach die Pulverfertigung auf geschätzt 12.000 Tonnen ein (minus 25 Prozent).

Blei-, Zink-, Nickel-, Zinn- und sonstige NE-Metallindustrie: Drosselung und teilweiser Stillstand der Produktion 2023

Die deutschen Hersteller von Blei, Zink, Nickel, Zinn und sonstigen NE-Metallen verbuchten 2023 eine Produktion von 464.000 Tonnen – das sind 19 Prozent weniger als im Jahr davor. Darunter sank die Erzeugung von Blei, Zink, Zinn und die Herstellung deren Legierungen im selben Zeitraum ebenfalls um 19 Prozent auf 323.000 Tonnen. Zudem ging auch die Ausbringungsmenge der Hersteller von Halbzeug aus Zink, Nickel, Blei, Zinn und anderen NE-Metallen im vergangenen Jahr um 18 Prozent im Vergleich zu 2022 auf 137.000 Tonnen zurück.

Die weltweite Primärverhüttung von Zink verzeichnete 2023 zwischen Produktion und Verwendung laut International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) einen Angebotsüberschuss von 311.000 Tonnen. Die Weltzinkproduktion lag mit 13,9 Millionen Tonnen 3,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Nach einem dynamischen Wachstum der chinesischen Produktion um 7,7 Prozent auf annähernd 6,9 Millionen Tonnen stieg Chinas Anteil an der Weltproduktion auf 49 Prozent. Nur wenig bedeutsam blieb der Anteil Russlands (1,5 Prozent) an der globalen Raffinadeproduktion. Die Weltnachfrage stieg um 1,2 Prozent über das Vorjahresniveau auf 13,6 Millionen Tonnen. Davon fand mehr als die Hälfte (51 Prozent) in China Verwendung. Die globale Minenproduktion sank 2023 um 1,9 Prozent auf 12,2 Millionen Tonnen.

Der Weltmarkt für raffiniertes Blei und Bleilegierungen war 2023 leicht überversorgt. So überstieg die Produktion des Metalls dessen Verwendung um 98.000 Tonnen. Die Erzeugung lag mit 13,2 Millionen Tonnen 3,4 Prozent über dem Vorjahresniveau. Als Lieferant von raffiniertem Blei spielte Russland mit einem Anteil an der Weltproduktion von 1,1 Prozent keine nennenswerte Rolle. Chinas Anteile an der weltweiten Produktion und Verwendung lagen bei 43 beziehungsweise 42 Prozent. Damit versorgte sich China überwiegend selbst mit metallischem Blei und trat in Europa primär als Anbieter von weiterverarbeiteten Produkten wie Batterien auf. Der Anteil an recyceltem Blei an der Gesamtproduktion lag in der Europäischen Union bei 87 Prozent und in China bei unter 49 Prozent. Die globale Minenproduktion verharrte 2023 mit 4,4 Millionen Tonnen Bleiinhalt im Konzentrat auf dem Vorjahresniveau (plus 0,3 Prozent).

Nichteisen-Metallgießereien: 2023 leichtes Produktionswachstum auf niedrigem Niveau

Die deutsche NE-Metallgießerei-Industrie wies im Jahr 2023 über 33.000 Beschäftigte in mehr als 180 Unternehmen aus. Der Branchenumsatz belief sich auf annähernd acht Milliarden Euro. Die NE-Metallgießereien produzierten im Jahr 2023 insgesamt 834.000 Tonnen. Damit bewegt sich die Fertigung um 2,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dennoch hat sich die Produktion der Gießereien seit der Pandemie nur geringfügig erholt. So lag das Produktionsniveau im Jahr 2023 immer noch satte 18 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Gleichzeitig stieg der Umsatz der NE-Metallgießereien in diesem Zeitraum jedoch metallpreisgetrieben um 11,0 Prozent. Die Produktion von Komponenten für den Fahrzeugbau nahm im Jahr 2023 um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Hingegen sank die Fertigung von Gussteilen für den Maschinenbau im selben Zeitraum um 24,5 Prozent. Für sonstige Verwendungszwecke sind 2,6 Prozent weniger gegossen worden. Der Anteil von Komponenten für den Straßenfahrzeugbau betrug 2023 etwa 77 Prozent. Im Jahr 2023 lagen die Auftragseingänge der NE-Metallgießereien 1,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Aluminiumgießereien verzeichneten Bestellungen von 715.000 Tonnen auf dem Niveau des Vorjahres. Die Magnesiumgießereien meldeten ein Auftragsvolumen in Höhe von etwa 9.000 Tonnen, was einem deutlichen Auftragsminus von 32,6 Prozent entspricht. Die Gießereien, welche Kupferlegierungen verarbeiten, verbuchten mit 66.000 Tonnen ein Auftragsminus von 8,9 Prozent. Die Aufträge bei den Zinkgießereien betrugen 24.000 Tonnen und sanken um 8,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Exportvolumen im Jahr 2023 lag mit 103.000 Tonnen rund 2,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Auftragsreserven beliefen sich Ende Dezember 2023 auf 178.000 Tonnen. Somit verringerte sich die Reichweite der Auftragsbestände auf rund 2,6 Monate. Im Jahr 2024 schlägt sich die Schwäche des Fahrzeugbaues in einer sehr niedrigen Kapazitätsauslastung von nur 70 Prozent nieder. Das langjährige Mittel liegt neun Prozentpunkte höher. Entsprechend bewerten die NE-Metallgießer die aktuelle Lage besonders schlecht (ifo Institut). Auch für die zweite Jahreshälfte 2024 ist keine signifikante Aufhellung der Auftragssituation zu erwarten.

Feuerverzinkungsindustrie: Produktionsminus 2023 durch Baurezession

Die Tonnage der deutschen Feuerverzinkungsindustrie als wichtiger Zinkanwender sank im Jahr 2023 um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf annähernd 1,8 Millionen Tonnen. Gleichzeitig ging auch der Branchenumsatz zurück, lag jedoch immer noch über einer Milliarde Euro. An das Jahr 2024 haben Deutschlands Feuerverzinker aufgrund der hartnäckigen Baurezession eher gedämpfte Erwartungen. Mit rund 4.800 Erwerbstätigen blieb im Jahr 2023 die Zahl der Beschäftigten in den über 130 Verzinkereien im Vergleich zum Vorjahr stabil. Verwendet werden die Produkte der Branche in den Bereichen Bauwesen (51 Prozent), Industrieausrüstung (12 Prozent), Fahrzeug/Transport (12 Prozent), Straßenausstattung (7 Prozent), Gartenbau/Landwirtschaft (6 Prozent) und Sonstige (12 Prozent).

Oliver Eisenberg, Leiter Marktanalyse & Wirtschaft, Kupferverband e.V.

Veröffentlicht im Oktober 2024