Die gesamte Branche im Fokus: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Hintergründe der Nichteisen-Metallindustrie
In den Monaten Februar, Mai, August und November erhalten Sie im Quartalsbericht jeweils ein Update über die konjunkturelle Entwicklung in unserer Industrie.
Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie beschäftigte 2023 mehr als 107.000 Arbeitskräfte in etwa 630 Unternehmen. Das waren im Jahresdurchschnitt 0,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, obwohl die Produktion um zehn Prozent abnahm. Einschließlich der von der NE-Metallindustrie abhängigen Arbeitsplätze bei Industrielieferanten und -dienstleistern belief sich die Beschäftigungswirkung auf ca. 245.000 Erwerbstätige. Im Laufe des Jahres 2023 nahm die Kurzarbeit in der Branche deutlich zu. Im Dezember waren 26 Prozent der Unternehmen in Kurzarbeit und weitere 41 Prozent planten diese innerhalb von drei Monaten. Gleichzeitig beklagten Ende 2023 nur noch 13 Prozent der befragten Unternehmer aus der NE-Metallindustrie eine Beeinträchtigung ihrer Produktion durch Engpässe beim Personal – ein Jahr zuvor waren es noch 37 Prozent.
Beschäftigte*
Die metallerzeugenden und -verarbeitenden Unternehmen erzielten 2023 eine Produktion von sechs Millionen Tonnen (minus zehn Prozent gegenüber 2022). Im internationalen Vergleich sehr hohe Preise für Strom und Erdgas haben in energieintensiven Teilbranchen wie der Metallerzeugung zu erheblichen Produktionsdrosselungen und zu -stilllegungen am Standort Deutschland geführt. Im zweiten Halbjahr 2023 beklagten deutlich über die Hälfte der Befragten aus der Branche Auftragsmangel. Noch 2022 bestellten etliche Abnehmer aus Sorge vor Materialmangel deutlich über Bedarf. Daher traf 2023 die flaue Konjunktur auf volle Kundenläger. Bis weit ins laufende Jahr hinein verhinderte die fehlende Nachfrage eine spürbare Erholung der Produktion.
Der Umsatz der NE-Metallindustrie lag 2023 insgesamt bei 64,3 Milliarden Euro. Davon verdiente die Branche 87 Prozent (56,1 Milliarden Euro) in der Europäischen Union. Allein 53 Prozent (34,1 Milliarden Euro) des Umsatzes entfielen auf das Inland, den größten Absatzmarkt. 30,2 Milliarden Euro wurden auf ausländischen Märkten erwirtschaftet. Das entsprach einer Ausfuhrquote von 47 Prozent.
Umsatz (Mrd. €)
davon Ausland (Mrd. €)
Deutschland war 2023 Nettoexporteur von Halbzeug – anders als im Ausnahmejahr 2022. Zwar litt auch die exportstarke Halbzeugindustrie unter einer sieben Prozent niedrigeren Auslandsnachfrage in Höhe von 2,2 Millionen Tonnen. Dem stand aber ein noch deutlicherer Rückgang der Einfuhr um 17 Prozent auf 1,9 Millionen Tonnen gegenüber. Maßgeblich hierfür war die schwache Inlandsnachfrage. Weiterhin ist Deutschland seit etlichen Jahren nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Mit anderen Worten: Deutschland führt erheblich mehr Rohmetall ein, als es davon exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Rohmetallimporten wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlichen Seltenmetallen aus dem Ausland wider. Die Rohmetalleinfuhr ging 2023 nachfragebedingt um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,6 Millionen Tonnen zurück. Gleichzeitig brach die Ausfuhr von Rohmetall um sieben Prozent auf 882.000 Tonnen ein. Maßgeblich hierfür waren die energiekostenbedingte Drosselung und teilweise auch Stilllegung der Inlandsproduktion.
Endproduktbezogene Recyclingquoten (End of Life) belaufen sich beispielsweise für Aluminium, Kupfer und Zink aus dem Baubereich sowie für Blei aus Altbatterien auf etwa 95 Prozent und für Aluminium aus dem Verpackungsbereich auf 93 Prozent. Getränkedosen aus Aluminium werden bereits zu 99 Prozent wiederverwertet. Die wiedergewonnenen Metalle sind Rohstoffe für Recyclinghütten, Gusslegierungshersteller, Halbzeugindustrie (erste Bearbeitung) und Hersteller von Gussteilen. In der Rohmetallerzeugung – also mit Bezug auf die verwendeten Einsatzstoffe – lag die Recyclingquote 2021 bei 52 Prozent. Eine sichere Verfügbarkeit nachhaltig gewonnener Erze und Konzentrate sowie Schrotte ist die Basis für die Produktion von Rohmetall und Halbzeug am Standort Deutschland.
NE-Rohmetalle werden weltweit an Warenterminbörsen gehandelt. Nach vier Jahren in Folge mit rückläufigem mengenmäßigem Umsatz der Industriemetalle an der London Metal Exchange (LME) erhöhte sich das Handelsvolumen 2023 erstmals wieder. Damit verbesserte sich die Liquidität insgesamt. Einzig der weltweite Nickelmarkt litt 2023 noch unter dem Vertrauensverlust nach seinem zeitweisen Aussetzen im März 2022. Insgesamt wurde jede produzierte Tonne Metall mindestens 20-mal an der Börse umgesetzt. Das hohe Volumen der Finanzgeschäfte im Vergleich zum physischen Handel ist für alle Marktteilnehmer von Vorteil. Denn nur ein liquider Markt bietet Produzenten, Verarbeitern und Händlern von Metall die Möglichkeit, das Metallpreisrisiko über Handelsinstrumente an der Metallbörse abzusichern (Hedging).
2023 tendierten die Metallnotierungen an der Londoner Metallbörse im Jahresdurchschnitt insgesamt deutlich nach unten (siehe nachfolgende Tabelle und Diagramme). Nach historischen Höchstständen auf Euro-Basis bei Aluminium, Kupfer und Zinn im März sowie Zink im April 2022 – zugespitzt durch Unsicherheiten bezüglich der Rohstoffversorgung, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine – bremsten Energiekrise, Inflation und steigende Zinsen die Konjunktur daraufhin in vielen Regionen, vor allem in Europa, aus. Damit einhergehend verloren die Metallnotierungen bis Frühjahr 2024 wieder einen Großteil ihres zweijährigen Zuwachses.