Die nächsten Stufen der industriellen Wertschöpfung: Die Nichteisen-Metallindustrie stellt Werkstoffe und Basisprodukte für eine erfolgreiche Energie- und Mobilitätswende bereit und geht gleichzeitig neue Wege in Richtung einer nachhaltigen Ökonomie.
Aluminium, Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Magnesium und Zinn sowie das Know-how um ihre Legierungen sind für den Industriestandort Deutschland unverzichtbar im Rahmen einer erfolgreichen Energie- und Mobilitätswende. Hauptendabnehmer ist der Fahrzeugbau (Automobile, Schienenfahrzeuge sowie die Luft- und Raumfahrt), gefolgt von der Bau-, der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Daneben ist die Chemieindustrie ein weiterer bedeutender Abnehmer von NE-Metallen. Die selbst in der Coronakrise dynamische Baukonjunktur konnte 2020 die rückläufige Nachfrage aus den anderen Abnehmerbranchen nicht kompensieren.
Rund 30 Prozent aller Erzeugnisse aus NE-Metallen werden im Fahrzeugbau verwendet. Die Elektrifizierungstendenz in der Automobilindustrie bietet neue Anwendungsbereiche, für die sich Metalle mit ihren Eigenschaften besonders eignen. Hierbei erarbeitet die NE-Metallindustrie gemeinsam mit den Automobilherstellern, ‑zulieferern und Batterieherstellern innovative Lösungen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Aluminiumindustrie zu. 45 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Aluminiums werden im Fahrzeugbau verwendet. Durch seine Leichtigkeit in Kombination mit seiner Leitfähigkeit eignet sich Aluminium für Konstruktionsteile und zur Herstellung von Batteriekomponenten, von der Batteriezelle bis zum vollständig integrierten Fahrzeugsystem, von der Kathodenfolie bis zum Gehäuse. Der Anteil an Kupferprodukten, die in der Automobilbranche verwendet werden, liegt bei neun Prozent. Neben dem konventionell angetriebenen Pkw, der mit etwa 25 Kilogramm Kupfer auskommt, weisen reine Elektroautomobile einen Kupferbedarf von rund 70 Kilogramm aus. Bei Bussen erhöht sich der Einsatz auf 200 bis 300 Kilogramm pro Fahrzeug. Weiter spielt Kupfer beim Aufbau der Ladeinfrastruktur eine bedeutende Rolle. Etwa drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis fließen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Ein Großteil dieser Batterien wird in der Automobilindustrie verbaut. Pro Fahrzeug werden aktuell zudem rund zehn Kilogramm Zink eingesetzt.
Lage und Prognose
Der Weltmarkt für Pkw verkleinert sich im Vorjahresvergleich nun bereits das dritte Mal in Folge. So endete 2020 voraussichtlich mit einem Minus von 15 Prozent bei 68,1 Millionen Fahrzeugen. Die Inlandsproduktion brach im vergangenen Jahr sogar um 25 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 45 Jahren ein. Das entsprach 3,5 Millionen Pkw. Maßgeblich hierfür waren zum einen temporäre Werksschließungen und zum anderen eine gedämpfte Nachfrage in Folge der Coronapandemie. So sanken die Neuzulassungen in Deuschland um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Export ging um 24 Prozent auf 2,6 Millionen Pkw zurück. Die Elektromobilität schaffte im vergangenen Jahr in Europa mit einem Absatzwachstum von 143 Prozent den Durchbruch. Allein in Deutschland wurden erstmals 395.000 Elektro-Pkw (Batterie-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge) zugelassen, mehr als doppelt so viele wie in Frankreich und dem Vereinigten Königreich zusammen. Gemäß ifo Institut, München, sank die Kapazitätsauslastung innerhalb von drei Monaten um knapp vier Prozentpunkte auf 84,2 Prozent im Januar 2021. Maßgeblich hierfür war ein ausgeprägter Halbleitermangel, der sich voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr auflösen wird. Von der Nachfragedämpfung ist besonders die Fertigung von NE-Metallgussteilen und Aluminium-Halbzeug betroffen. Im Fahrzeugbau litten im Januar 2021 nur noch 14 Prozent der Unternehmen unter Auftragsmangel, im Vergleich zu 61 Prozent auf dem Höhepunkt der Krise im April 2020. Im Januar 2021 lag in Deutschland erstmals der Anteil von Elektrofahrzeugen im weiteren Sinne an den Neuzulassungen mit 21,7 Prozent auf dem Niveau von Dieselfahrzeugen.
Für 2021 rechnet der Verband der Automobilindustrie mit einer Erholung des Weltmarktes um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 74,3 Millionen Pkw. Die Inlandsproduktion dürfte zwar um 13 Prozent auf vier Millionen Pkw wachsen. Dennoch liegt sie damit immer noch deutlich unter dem Niveau des bereits schwachen Automobiljahres 2019. Der Elektrofahrzeug-Boom dürfte sich 2021 fortsetzen.
Im Bauwesen, der zweitgrößten Abnehmerbranche, wird eine Vielzahl von Metallen in reiner Form oder als Legierung verwendet. Metalle sind langlebig, leicht zu verarbeiten und korrosionsbeständig. Im Hochbau sind es Dächer und Fassaden, die aus Aluminium, Kupfer oder Zink ausgeführt werden. Die deutsche Aluminium- und Kupferindustrie lieferten im vergangenen Jahr jeweils 15 Prozent ihrer Erzeugnisse in die Baubranche. Aluminium wird für Fenster- und für Türrahmen sowie für Leichtbauelemente verwendet. Ein Großteil dieser Produkte ist farbbeschichtet. Kupfer wird im Gebäude als Installationsrohr für die Wasserverteilung und für Wärmetauscher sowie am Gebäude als Regenrinne und -fallrohr eingesetzt. Messing spielt eine große Rolle bei Sanitärzubehör. Neben Bedachungen wird ein Großteil des Zinks in feuerverzinkten Produkten im Hochbau als Geländer, Treppe, Zaun, Tor oder Balkon sowie im Tiefbau als Straßenleitplanke, Laterne etc. eingesetzt. Blei wird als Werkstoff im Außenbereich eingesetzt. Es eignet sich besonders zur Ausführung von Verwahrungen und Anschlüssen, aber es werden auch komplette Dächer mit Blei gedeckt – zum Beispiel das Dach des Kölner Doms.
Lage und Prognose
Die Bauindustrie kam deutlich besser als zunächst erwartet durch die Coronakrise. 2020 stieg der Umsatz im deutschen Bauhauptgewerbe nochmals um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 143 Milliarden Euro, bereinigt um die gestiegenen Preise lag das Plus immer noch bei 4,5 Prozent. Maßgeblich für das dynamische nominale Umsatzwachstum im Wohnungsbau von 10,5 Prozent waren sowohl das weiterhin günstige Finanzierungsumfeld als auch Vorzieheffekte des reduzierten Mehrwertsteuersatzes im zweiten Halbjahr 2020. Dagegen wies der Wirtschaftsbau nur einen nominalen Umsatzanstieg von 1,2 Prozent aus und dürfte sich preisbereinigt annähernd auf Vorjahresniveau entwickelt haben. Auch der öffentliche Bau profitierte von Vorzieheffekten und zeigte sich mit einem Plus von 6,2 Prozent insgesamt sehr dynamisch. Zu Beginn des laufenden Jahres beeinträchtigten schlechte Witterungsbedingungen – ein sogenannter Bauwinter – die Bauindustrie.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie rechnet für das Jahr 2021 mit einem Umsatz in etwa auf dem Vorjahresniveau; preisbereinigt dürfte sich somit ein leichter Rückgang um zwei Prozent einstellen. Darunter bleibt der Wohnungsbau mit einem nominalen Plus von drei Prozent der Treiber; Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau dürften hingegen um zwei Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent abnehmen.
Mehr als 50 Prozent aller Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen gehen in die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, einschließlich der Kabelindustrie sowie der Informationstechnologie und Telekommunikation. In den vergangenen Jahren kamen neue Anwendungen durch die Digitalisierung als Wachstumstreiber hinzu. Die fortschreitende Elektrifizierung der Fahrzeuge bis hin zum batterieelektrischen Antrieb sowie der Aufbau der hierfür notwendigen Ladeinfrastruktur sind weitere Faktoren, die zukünftig eine Zunahme an Kupferprodukten erwarten lassen. Bei Energieleitungen hat der Kupferdraht einen Anteil von rund 70 Prozent. Im Hochspannungsbereich der Übertragungsnetze spielt Aluminium eine große Rolle. Etwa drei Viertel des in Deutschland verwendeten Bleis fließen in die Herstellung von Blei-Säure-Batterien. Kabelummantelungen aus Blei werden für Unterwasser-Seekabel eingesetzt. Bronzelegierungen sind aufgrund ihrer großen Festigkeit gut geeignet für Steckverbinder – nicht nur im Automobil, sondern auch im Anlagenbau. Der Wechsel zugunsten Nickel-intensiverer Batterietechnologien dürfte langfristig Wachstumstreiber für die Nickelnachfrage werden. Absatzmärkte wie Medizintechnik, smarte Gebäude, Industrie 4.0, Energie (-effizienz) und Elektromobilität bieten Potenzial für künftiges Wachstum.
Lage und Prognose
2020 wies die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie einen Rückgang der preisbereinigten Produktion um sechs Prozent gegenüber 2019 aus. Der Auftragseingang ging im vorigen Jahr insgesamt um 3,4 Prozent zurück. Darunter stiegen die Bestellungen aus dem Inland um 1,9 Prozent. Aufträge aus den Euroländern gingen hingegen um 6,8 Prozent zurück. Kunden aus den Nicht-Euroländern fragten sogar 7,7 Prozent weniger nach. Die Exporte sanken 2020 zwar insgesamt um 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 202,7 Milliarden Euro. Dennoch erhöhte sich die Nachfrage aus dem größten und viertgrößten Auslandsmarkt China und Polen gegen den Trend um 6,5 Prozent beziehungsweise 5,4 Prozent. Der zweitwichtigste Exportmarkt, die Vereinigten Staaten, verzeichnete einen deutlichen Rückgang um knapp zehn Prozent. Die Bedeutung des Vereinigten Königreichs als Absatzmarkt geht weiter zurück von Rang vier im Jahr 2015 auf Rang neun im vergangenen Jahr. Mit Abstand der größte Lieferant von Elektroprodukten war China mit einem Anteil von annähernd 30 Prozent. Polen steigerte seine Exporte nach Deutschland selbst im ersten Jahr der Pandemie um 18,9 Prozent und ist mittlerweile nach den Vereinigten Staaten der drittwichtigste Lieferant von Elektroprodukten. Infolgedessen spielt Polen als Absatzmarkt für NE-Metalle aus deutscher Produktion auch eine bedeutende Rolle. Zu Jahresbeginn 2021 stieg die Kapazitätsauslastung gemäß ifo Institut, München, auf 82 Prozent. Die Produktion wird mittlerweile eher durch Materialknappheit beeinträchtigt (32 Prozent der Befragten aus der Branche) als durch Auftragsmangel (31 Prozent).
Für 2021 erwartet der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie wieder ein Wachstum der preisbereinigten Produktion von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Aluminium wird aufgrund seines geringen spezifischen Gewichts häufig bei beweglichen Teilen im Maschinenbau eingesetzt. Rohre aus Kupfer und Kupferlegierungen oder aus Aluminium spielen wegen ihrer Wärmeleitfähigkeit bei der Herstellung von Kühl- und Wärmeanlagen eine große Rolle. Meerwasser-Entsalzungsanlagen sind ohne die Eigenschaften von Produkten aus Kupfer und seinen Legierungen kaum denkbar. Messing wird hauptsächlich bei Sanitär- und Industriearmaturen, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie, verwendet. Blei wird im Schall- und Strahlenschutz und im Anlagen- und Behälterbau als Auskleidung angewendet, um den Konstruktionswerkstoff vor aggressiven Säuren zu schützen. Die Einsatzgebiete korrosionsbeständiger Werkstoffe aus Nickel und Nickellegierungen, die einen Nickelgehalt über 32 Prozent aufweisen, finden sich zum Beispiel im Großanlagenbau der Chemie-, Öl-, Gas- und Energieindustrie.
Lage und Prognose
Im Jahr 2020 ging die preisbereinigte Produktion des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus um 12,1 Prozent im Vorjahrsvergleich zurück. Das war der größte Produktionseinbruch seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 mit minus 24,7 Prozent. Maßgeblich hierfür war gemäß ifo Institut, München, ein ausgeprägter Auftragsmangel, der auf dem Höhepunkt der Krise im Juli 59 Prozent der Unternehmen betraf. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kapazitäten nur zu 76,1 Prozent ausgelastet. Die Exporte sanken 2020 um zwölf Prozent. Darunter gingen die Ausfuhren in den größten Auslandsmarkt, die Vereinigten Staaten, um 9,3 Prozent zurück. Nach China, der Nummer Zwei, wurden 3,6 Prozent weniger Maschinen und Anlagen geliefert. Polen stieg im Ranking auf Platz fünf auf und das Vereinigte Königreich fiel wegen des harten Lockdowns und in Folge des Brexits um zwei Plätze auf Rang acht zurück. Zuletzt stieg die Kapazitätsauslastung wieder auf 79,9 Prozent im Januar 2021. Das war immer noch deutlich niedriger als kurz vor der Coronakrise im Januar 2020 mit 84,1 Prozent.
Für 2021 erwartet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau ein Wachstum der preisbereinigten Produktion um vier Prozent gegenüber 2020. Das ohnehin niedrige Niveau des Jahres 2019 würde damit noch immer um etwa acht Prozent verfehlt.