Die gesamte Branche im Fokus: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Hintergründe der Nichteisen-Metallindustrie
2020 war erheblich durch die Coronakrise geprägt. Die deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie beschäftigte 2020 mehr als 108.000 Arbeitskräfte in rund 650 Unternehmen. Das waren dank Kurzarbeit im Jahresdurchschnitt nur 3,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Einschließlich der von der NE-Metallindustrie abhängigen Arbeitsplätze bei Industriedienstleistern betrug die Beschäftigungswirkung ca. 250.000 Erwerbstätige.
Beschäftigte*
Die metallerzeugenden und -verarbeitenden Unternehmen erwirtschafteten 2020 eine Produktion von 7,3 Millionen Tonnen (minus 7,7 Prozent gegenüber 2019). Damit lag die Produktion zugleich über dem Niveau des Krisenjahres 2009 (6,7 Millionen Tonnen) und 14 Prozent unter dem jüngsten Höchstwert im Jahr 2017 (8,5 Millionen Tonnen). Die NE-Metallindustrie dürfte frühestens 2022 wieder das Produktionsniveau des Jahres 2018 erreichen.
Produktion (Mio. t)
Der Umsatz der NE-Metallindustrie lag 2020 bei 53,2 Milliarden Euro. Davon erwirtschaftete die Branche 86 Prozent (45,7 Milliarden Euro) in der Europäischen Union. Allein 51 Prozent (27,4 Milliarden Euro) des Umsatzes entfielen auf das Inland, dem größten Absatzmarkt. Das heißt annähernd 25,9 Milliarden Euro wurden im Ausland verdient. Das entsprach einer Exportquote von 49 Prozent. Im Vereinigten Königreich wurde mit drei Prozent deutlich weniger als in den Vorjahren abgesetzt.
Umsatz (Mrd. €)
davon Ausland (Mrd. €)
Deutschland ist Nettoexporteur von Halbzeug. Gleichwohl litt die exportstarke Halbzeugindustrie im Coronakrisenjahr 2020 unter einem Einbruch der Auslandsnachfrage um zwölf Prozent auf 2,3 Millionen Tonnen. Dem stand ein Import von 1,9 Millionen Tonnen gegenüber. Das entsprach einem Rückgang von neun Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Andererseits ist Deutschland nicht nur Nettoimporteur von Erz und Konzentrat, sondern auch von Rohmetall. Das heißt, Deutschland importiert deutlich mehr Rohmetall, als es exportiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Rohmetallimporten wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlichen Seltenmetallen aus dem Ausland wider. Der Import von Rohmetall ging im Vorjahresvergleich 2020 um 16 Prozent auf 3,2 Millionen Tonnen zurück. Die Rohmetallausfuhr blieb dagegen annähernd stabil bei 947.000 Tonnen. Mit Sorge sieht die gesamte Branche die weltweit zunehmenden protektionistischen Entwicklungen, die seit einigen Jahren zu wachsenden Marktverzerrungen führen.
Endproduktbezogene Recyclingquoten (End of Life) liegen zum Beispiel für Aluminium, Kupfer und Zink aus dem Baubereich sowie für Blei aus Altbatterien bei rund 95 Prozent und für Aluminium aus dem Verpackungsbereich bei etwa 90 Prozent. Getränkedosen aus Aluminium werden sogar zu 99 Prozent wiederverwertet. Die wiedergewonnenen Metalle dienen den Recyclinghütten, den Gusslegierungsherstellern, der Halbzeugindustrie (erste Bearbeitung) und den Herstellern von Gussteilen als Rohstoff. In der Rohmetallerzeugung belief sich die Recyclingquote 2020 auf 46 Prozent. Eine sichere Verfügbarkeit nachhaltig gewonnener Erze und Konzentrate sowie Schrotte ist Voraussetzung für die Produktion von Rohmetall und Halbzeug am Standort Deutschland.
So sank der spezifische Energieeinsatz über viele Jahre bis 2011 erheblich und verharrt seitdem auf niedrigem Niveau. Neben einer kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz wirkten sich strukturelle Änderungen im Produktportfolio der Branche aus. Über mehrere Jahrzehnte stieg einerseits die Bedeutung der weniger energieintensiven Rohmetallerzeugung aus Sekundärmaterialien, während andererseits die sehr energieintensive Rohmetallerzeugung aus Erz beziehungsweise Konzentrat sank. Gleichzeitig spielte die Metallverarbeitung gegenüber der Rohmetallerzeugung eine zunehmende Rolle. Vor etwa zehn Jahren kamen diese strukturellen Entwicklungen mehr oder weniger zum Stillstand. 2020 dürfte der spezifische Energieeinsatz aufgrund eines externen Schocks, ausgelöst durch die Coronakrise, leicht ansteigen. Während die Primärmetallerzeugung in etwa gleich blieb, ging die Erzeugung von Sekundärmetallen und die Produktion von Halbzeug und Gussprodukten krisenbedingt zurück. So wird zum Beispiel das weniger energieintensive Sekundäraluminium zu einem Großteil für Gussteile verwendet. Deren Nachfrage aus der Automobilindustrie war im Coronakrisenjahr 2020 sehr deutlich eingebrochen.
NE-Rohmetalle werden seit Beginn des Rohstoffbooms 2005/2006 verstärkt gehandelt. Maßgeblich für den 2020 im Vorjahresvergleich rückläufigen mengenmäßigen Umsatz der Industriemetalle an der London Metall Exchange (LME) war der deutliche Einbruch der weltwirtschaftlichen Dynamik während der Coronakrise. Gleichwohl wurde jede produzierte Tonne Nickel im Durchschnitt über 50-mal, Zink über 40-mal, Kupfer über 30-mal, Aluminium und Blei über 20-mal an der Börse umgesetzt.
2020 entwickelten sich die Metallnotierungen an der Londoner Metallbörse zwar im Jahresdurchschnitt insgesamt etwas nach unten, aber im Jahresverlauf zeigten die meisten Metalle eine mehr oder weniger starke Aufwärtstendenz (siehe nachfolgende Tabelle und Diagramme). Kupfer erreichte auf Euro-Basis im Jahr 2021 historische Höchststände. Beeinflusst wurde die Börsenpreisentwicklung der NE-Metalle von einem Einbruch der Weltkonjunktur infolge der Coronapandemie und einem im Jahresdurchschnitt erheblich niedrigeren Ölpreis. Investoren kaufen häufig Rohstoffe wie Kupfer und Öl als Teil eines sogenannten Korbs, sodass ein Anstieg des einen Rohstoffs sich tendenziell auch auf die übrigen Rohstoffe im Korb auswirkt. Maßgeblich war auch die nachlassende konjunkturelle Dynamik in China, das einen erheblichen Anteil an der globalen Produktion und Verwendung von Rohmetallen hat. Folglich beeinflusst das Verhältnis von Rohmetallproduktion zum -bedarf in China die Metallpreisentwicklung an den Börsen stark. Der Euro gewann im Jahresverlauf 2020 gegenüber dem US-Dollar knapp zehn Prozent seines Wertes und lag zum Jahresende bei 1,23 US-Dollar je Euro.